Letztes Jahr bekam die Münchner Hebamme Leonie Lieb, ver.di Mitglied und Redakteurin bei Klasse Gegen Klasse, eine Abmahnung, weil sie sich in einem Interview in der Tageszeitung junge Welt zur damals drohenden Kreissaalschließung in Neuperlach äußerte und über das profitorientierte Gesundheitssystem sprach. Vor einigen Wochen wurde die Schulsozialarbeiterin Inés Heider, die aktiv in der GEW ist und ebenfalls für Klasse Gegen Klasse schreibt, fristlos gekündigt, weil sie in ihrem Betrieb auf eine Kundgebung gegen die Kürzungen der Berliner GroKo im Bereich der Jugendhilfe aufmerksam machte. Beide Fälle stellen einen Angriff auf Arbeiterinnen dar, die sich für betriebliche und politische Organisierung gegen die sozialen Probleme der Stadt einsetzen. Und solche Angriffe passieren öfter als gedacht, wenn auch häufig weniger sichtbar.
Arbeiter:innen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für sich und ihre Kolleg:innen einsetzen oder über ihren Betrieb hinaus für arbeitspolitische Themen aktiv sind, erfahren oftmals in verschiedenster Form Repression. Diese wird auch Union Busting genannt. Dabei ist es besonders wichtig, dass diese Fälle nicht unbekannt und isoliert bleiben. Sie müssen öffentlich werden und dadurch auch Unterstützung von Gewerkschaften, sozialen oder linken Organisationen erhalten, um diese unrechtmäßigen Angriffe nicht einfach so hinzunehmen, sondern dagegen zu kämpfen.
Um Inés zu unterstützen, ist der nächstmögliche Schritt, Solidarität durch Anwesenheit bei ihrem ersten Gerichtstermin am 28. August von 12.30 bis 14.30 Uhr beim Arbeitsgericht Berlin zu zeigen. Die GEW hat hierfür eine Kundgebung angemeldet. Damit auch gezeigt werden kann, dass Fälle wie der von Inés System haben und auch in anderen Trägern oder sogar Sektoren mit solchen Maßnahmen gegen kämpfende Kolleg:innen vorgegangen wird, wird es ein Open Mic geben, bei dem alle, die ähnliches erlebt haben, eingeladen sind, ihre Erfahrungen zu teilen.
Solltet ihr in irgendeiner Weise von Union Busting oder sonstiger Repression durch euren Arbeitgeber betroffen sein und eure Erfahrungen teilen wollen, unterstützen wir euch gern bei Bedarf, einen Redebeitrag vorzubereiten. Gerne könnt ihr alternativ eure Erfahrungen auch auf unserer Website (anonym) teilen, gerade, wenn ihr aus anderen Städten seid oder während der Kundgebung arbeiten müsst.
28. August – 12:30 Uhr
Arbeitsgericht Berlin, Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin